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Der Esel im Brunnen

 

 

Eines Tages fiel der Esel eines armen Bauern in einen alten, ausgetrockneten Brunnen.

Der Esel schrie fürchterlich, aber dem Bauern und seinen Nachbarn gelang es nicht, das Tier aus dem tiefen Schacht herauszuziehen, so ausdauernd sie es auch versuchten.

Schließlich beschloss der Bauer schweren Herzens, den Esel sterben zu lassen.

Da der Schacht ohnehin zugeschüttet werden sollte, schaufelten die Männer Sand und Schutt in den Brunnen, um den alten Esel gleich im Schacht zu begraben. Als der Esel spürte, was mit ihm geschehen sollte, schrie er noch lauter als zuvor.

 

Nach einiger Zeit wurde es jedoch still im Brunnenschacht. Die Männer schaufelten still weiter. Schließlich wagte es der Bauer, in das zukünftige Grab des armen Esels hinabzusehen.

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Er staunte nicht schlecht, denn der Esel hatte etwas Erstaunliches getan. Jede Schaufel voll Dreck, die auf seinem Fell landete, hatte er abgeschüttelt, festgetrampelt und war auf diese Weise langsam immer höher gekommen. Als die Männer weiterschaufelten, war der Boden im Brunnen nach kurzer Zeit hoch genug, dass der Esel aus eigener Kraft aus dem Loch heraussteigen und davontrotten konnte.

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„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden,

kann man Schönes bauen.

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                                                                                                         Goethe

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